Das in den Wäldern verborgene Dorf Räderloh mit seinen stolzen 125 Einwohnern gehört zur Gemeinde Steinhorst und zur Samtgemeinde Hankensbüttel im Kreis Gifhorn am Rande der Suedheide.

Die Kreisgrenze zwischen dem Landkreis Celle und dem Landkreis Gifhorn verläuft exakt zwischen den kleinen Heidedörfern Bargfeld und Räderloh.

Der seit 1958 in Bargfeld im Landkreis Celle lebende Schriftsteller Arno Schmidt hat naturgemäß diese Kreisgrenze genau verortet. Nachzulesen in seinem Roman "Kaff auch Mare Crisium".Heute ist  Bargfeld - der Wohnort des 1979 verstorbenen Autors - der Sitz der "Arno-Schmidt-Stiftung".

Bis Räderloh sind es nur drei Kilometer und wem das zu wenig ist, der kann vor Räderloh noch eine Durchwanderung  ( oder besser Überwanderung ) des "Postmoors" vornehmen. Auch ein von Arno Schmidt durchaus geschätzter Wanderpfad.

Da sind Sie dann mal tatsächlich auf dem Holzweg.....

 

Sie sehen es: man muss definitiv kein Esel sein, um sich in Räderloh und Umgebung sauwohl zu fühlen !

Was so manchen sicher überrascht. Denn der Neuankömmling oder Feriengast fühlt sich erst einmal in the middle of nowhere. Und damit  liegt er richtig ! Keine Kneipe, kein Laden, kein Kiosk, keine Tankstelle, kein Tante-Emma-Laden. Absolut nichts ! Die Hintergrundmelodie ist ein Potpourrie aus Vogelzwitschern, rauschenden Baumkronen und den einsamen Rufen einer Eule (vielleicht die aus Bargfeld ?).

Wenn im Februar oder März der wilde Schrei der Kraniche die Luft erfüllt, freut sich ein jeder in Räderloh, denn der Winter ist vorbei.  und ebenso lautstark verabschiedet sich der elegante Vogel vor seinem Fernflug in den Süden und man schaut etwas wehmütig in den Himmel wenn der große Keil mit starkem Flügelschlag gen Horizont entschwindet. Von nun an herrscht in der Luft das freche Krächzen der Raben und Krähen.

Gesellschaft sucht der Tor,die Einsamkeit der Weise.

der Adler fliegt allein, der Rab fliegt scharenweise.

Wie auch Arno Schmidt, der Solipsist aus Bargfeld, gern zitierte.

Der alljährliche Sommerbote ist ebenfalls nicht zu überhören, an Pfingsten spätestens ruft der Kuckuck unverdrossen Tag für Tag. Die älteren Zeitgenossen lassen dabei gern das Kleingeld in der Hosentasche klimpern, so wird es ihnen in diesem Jahr nicht ausgehen. Sagt man, glaubt man, wie gesagt wird.

Und diese Ruhe in der Nacht ! Wen Schüsse in der Dunkelheit  aus dem Schlaf reissen , der  darf sich ruhig umdrehen und weiterschlafen. Es ist Jagdsaison und in den dunklen, grossen Wäldern ringsum Räderloh sagen sich nicht nur Fuchs und Hase "Gute Nacht" , auch die Wildsau und der kapitale Rothirsch sind bevorzugt in kühlen Herbstnächten auf Wanderschaft. Da aber um Räderloh herum keine Ackerfläche ohne Wachturm, sprich Hochsitz, bleibt, führt das insbesondere in den hellen Vollmondnächten regelmässig zu munteren Schusswechseln.

Doch es gewöhnt sich der naturentwöhnte Gast recht schnell an diese stillen Nächte in dunkler Waldeinsamkeit.

Man schläft so gut, man träumt so süß in deutschen Federbetten....

sang dereinst Heinrich Heine und auch damit hat er recht gehabt. Was aber tut der erholungsuchende Gast am strahlend hellen Tage ?

Erst einmal frühstückt er königlich bei seinen Gastgebern. Sodann schnürt man die Wanderstiefel oder befreit die Fahrräder aus dem Korsett der Autoträger. Die Umgebung hier am Rande des Naturparks Südheide bietet Rad- und Wanderwege ohne Zahl. Allesamt gut beschildert und gut zu befahren. Der Lutter-Radwanderweg ist nur eine Empfehlung unter vielen.

Man kann ab Räderloh zum Beispiel wunderbar über Marwede auf einsamen Sandwegen hinüber nach Dalle und Lohe und zu den Loher Teichen radeln. Dort gehts auf dem "Loher Weg" zu den Aschauteichen, wo man sich tunlichst mit den hervorragenden gebeizten oder geräucherten Forellen eindeckt, bevor man die B 191 wieder quert und auf Nebenwegen über Scharnhorst und Endeholz wieder Räderloh erreicht.


Eine weitere sehr schöne Route ist der Sandweg, welcher vor Bargfeld nach rechts in Richtung Weyhausen abzweigt, den auch Arno Schmidt ungezählte Male gewandert ist. In Weyhausen quert man die B 191 und radelt weiter gen Unterlüss. ( Dort könnte man auch das Albert-König-Museum besuchen !)

Schon nach wenigen Kilometern kreuzt der aus Dalle kommende Sandweg die Landstraße. Hier biegt man nach rechts ab in Richtung Hösseringen und erreicht nach einer schönen Fahrt durch den Wald das bekannte und sehr sehenswerte Museumsdorf Hösseringen mit seinen vielen alten und originalen Fachwerkhäusaern. Vom kleinen Imkerhaus bis zur großen Hofstelle wurden viele Fachwerkbauten hierher verpflanzt und damit vor dem Verfall gerettet. Es ist ein einmaliges Ensemble dieser romantischen alten Heidehäuser und Imkerkaten.

Auf der Kontakt-page habe ich weitere Links zusammengestellt zu den Attraktionen der Südheide sowie zu touristischen Angeboten und auch privaten Unterkünften in und um Räderloh.

Wo versorgt man sich ?

Im nur vier Kilometer entfernten Steinhorst findet sich ein Bäcker und Fleischer sowie ein kleiner Kolonialwarenladen, ausserdem gibt es dort Zeitungen und Papierwaren, eine Poststelle und last but not least eine Pizzeria. Und man kann sie durchaus empfehlen.

Im sechs Kilometer entfernten Eldingen findet sich der kleinste Edeka-Laden Nordeutschlands: Kückemük, jawohl so heisst er ! Es gibt ferner ein Cafe, einen Friseur, einen Geldautomaten, eine günstige Tankstelle nebst Waschanlage, einen Blumenladen mit Poststelle.

In gut zehn Autominuten erreicht man über Endeholz und Scharnhorst: Eschede. Dort gibt es neben diversen Supermärkten (Aldi,Penny und Edeka), Banken und weiteren Läden auch einen Bahnhof, welcher durch das tragische ICE-Unglück leider  weltbekannt wurde.. Die Fahrt nach Eschede lohnt dann der Besuch der Gaststätte "Deutsches Haus", denn dort steht ein gute Mann am Herd und verwöhnt seine Gäste mit einer modernen, regionalen Küche, wie man sie in dem kleinen Heidedorf nicht erwarten würde. Die fangfrischen Forellen aus den nahe gelegenen Aschauteichen finden sich ebenso auf der Karte wie auch regionale Wildgerichte oder Heidschnuckenbraten.

Man ist bekanntlich, was man isst. Und man ist in Räderloh also keineswegs "in the middle of nowhere" - der Anglophile  würde  es  lieber als "splendid isolation" bezeichnen wollen.


p.s. Hoffnungslosen Stadtneurotikern sei nochmal mit Arno Schmidt  hinterhergerufen:

"Und was heißt schon New York ? Großstadt ist Großstadt;

ich war oft genug in Hannover !"